Projekt

Effizienter Wissenstransfer durch Optimierung der Kommunikation bei dem Projekt ‚Accessing Medicines in Africa and South Asia‘ (AMASA).

Abstract

Das AMASA Projekt („Accessing Medicines in Africa and South Asia“) ist ein von der Universität Edinburgh geleitetes Forschungsprojekt (EU FP7), an dem Mitglieder aus verschiedenen Instituten in Großbritannien, Belgien, Uganda, Südafrika, Indien und der Schweiz zusammen arbeiten. Die Forschung dieses Projektes beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Patenten, pharmazeutischen Vorschriften, Verfügbarkeit von Medikamenten und deren Herstellung, der Gesundheitsinfrastruktur sowie dem Einfluss von Geldgebern auf den Zugang zu Medikamenten in Afrika und Südasien. Die Projektkommunikation dieses Projektes setzt sich aus fachsprachlicher Kommunikation diverser Fachrichtungen (Medizin, Anthropologie, Rechtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Volkwissenschaft etc.) und Muttersprachen (Marathi, Englisch, Deutsch, Slowakisch, Runyakitara, Shona etc.) zusammen. Die einzelnen Mitglieder dieses Projektes arbeiten in Arbeitsgruppen täglich zusammen – manche Mitglieder treffen sich einmal jährlich, andere Mitglieder werden sich nie persönlich kennenlernen. Der Wissenstransfer basiert also hauptsächlich auf webbasierter Projektkommunikation.

In dieser Dissertation soll der Wissenstransfer auf bestimmten Kommunikationswegen des AMASA Projektes durch die Optimierung der webbasierten Kommunikation dieses Projektes verbessert werden. Wissen soll hierbei als kommunizierbares Wissen gesehen werden, für das die beste Kommunikationsform und auch die beste Darstellung gefunden werden soll. Effizienter Wissenstransfer gilt somit als Ergebnis optimaler Projektkommunikation, die es zu erreichen gilt. Im Sinne von „linguistics for problem-solving“ (Antos/Knapp; 2008: xiii) sollen verschiedene Hürden zu effizienter Projektkommunikation durch Methoden der Linguistik überwunden werden. Ergänzend werden auch Methoden der qualitativen Sozialforschung oder der Informatik (Usability) angewandt.

Verschiedene Bereiche der Projektkommunikation werden untersucht, daraus ergeben sich Forschungsfragen für jeden dieser Bereiche:

· Kommunikationsstruktur

Bezüglich der Kommunikationsstruktur soll untersucht werden, welche Projektmitglieder welches Wissen durch welche Kommunikationsmedien an welche Projektmitglieder transferieren und wie dieses Wissen versprachlicht wird. Die fachsprachliche Situation soll hierbei besonders berücksichtigt werden. Welche Kommunikationsmedien und -formen werden für den Transfer welchen Wissens eingesetzt und welche Schwierigkeiten entstehen hierbei? Wodurch werden diese Schwierigkeiten ausgelöst und wie können sie behoben werden? Zum Bereich der Kommunikationsstruktur gehört auch die genaue Untersuchung des verwendeten Dokumentenmanagementsystems (Usability). Dieser Teil der Dissertation soll einen Gesamtüberblick über die Projektkommunikation bei AMASA geben und beinhaltet auch eine Verknüpfung zur Wissensmanagementstrategie dieses Projektes.

  • E-Mail Kommunikation

Wird das Kommunikationsmedium E-Mail effizient genutzt bzw. welche Schwierigkeiten treten auf und wodurch werden sie verursacht? Lassen sich diese Schwierigkeiten beheben, beispielsweise durch projektspezifische Richtlinien für die E-Mail Kommunikation?

  • Wiki

Lässt sich innerhalb des AMASA Projektes ein Wiki aufbauen und pflegen, sodass es einen wichtigen Beitrag zur Projektkommunikation darstellt? Wie lässt sich das Wiki (und seine Artikel) so gestalten, dass das Wiki genutzt (gelesen und editiert) wird? Für welche im Bereich der Kommunikationsstruktur identifizierten Schwierigkeiten könnte das Wiki hilfreich sein?

  • Webseite

Kann die Webseite nur für die externe Kommunikation eingesetzt werden, oder ist sie auch ein wichtiger Bestandteil der internen Kommunikation? Wie könnte eine zielgruppengerechte Darstellung der Projektergebnisse auf der Webseite aussehen?

So heterogen wie die sprachliche Zusammensetzung des AMASA Projektes ist auch das untersuchte Korpus dieses Promotionsprojektes. Das Korpus besteht sowohl aus transkribierten Interviews (bzw. Protokollen von lautem Denken ergänzt durch Keytracking), als auch aus Umfragen, E-Mails, Wiki-Artikeln, Texten der Webseite sowie Logfiles und Screenshots des bei diesem Projekt eingeführten Dokumentenmanagementsystems.

Die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen werden als Zwischenergebnisse direkt am Projekt angewandt, die somit durchgeführten Optimierungen werden anschließend durch verschiedene Retests getestet. Die geplante Dissertation soll sich nicht alleine darauf beschränken, die Kommunikation im AMASA Projekt optimal zu gestalten, abschließend soll auch ein Modell für die webbasierte Projektkommunikation in ähnlich strukturierten, internationalen Projekten entstehen.

Obgleich Wissensmanagement und Projektkommunikation essentielle Bereiche internationaler Forschungsprojekte darstellen, wurden diese Bereiche in der Forschung über diese Projekte dennoch bislang vernachlässigt. Meist wird Projektkommunikation mit Dissemination gleichgesetzt, wodurch der interne sprachlich vollzogene Wissenstransfer nicht berücksichtigt wird.

 

Literatur

Antos, Gerd; Karlfried Knapp (2008): Handbook of Communication Competence. Handbooks of Applied Linguistics, 1. Berlin, New York: Walter de Gruyter.

Ballod, Matthias (2007): Informationsökonomie-Informationsdidaktik. Strategien zur gesellschaftlichen, organisationalen und individuellen Informationsbewältigung und Wissensvermittlung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.

Flick, Uwe (1998): Qualitative Forschung. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.

Graddol, David (2000): The Future of English? London: The British Council.

Gudykunst, William B. (1994): Bridging Differences. Effective Intergroup Communication. London, New Delhi: Sage Publications.

Pircher, Richard (2010): Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke Konzepte, Methoden, Erfahrungen. Erlangen: Publicis.

Roelcke, Thorsten (2011): Fachsprachen. Berlin: Erich Schmidt.

Roelcke, Thorsten (2005): Ist ein gelungener Wissenstransfer ein guter Wissenstransfer? Effektivität und Effizienz als Maßstab der Transferqualität. In: Antos,Gerd; Weber, Tilo; 2005: Transferqualität. Transferwissenschaften 4. Frankfurt am Main, Berlin [u.a.]: Peter Lang (S.41-54).

Seidlhofer Barbara (2001): Closing a conceptual gap: The case for a description of English as a lingua franca. In: K.U. Leuven/AILA: International Journal of Applied Linguistics Vol.11. Hoboken: Blackwell-Publishers Ltd. (S.133-158).

Strohner; Hans; Brose, Roselore (2002): Kommunikationsoptimierung. Tübingen: Stauffenburg.