Projekt
Multimodale Analyse metapragmatischer Positionierung in sozialen Medien.
Ein Vergleich des deutschen und französischen Körperdiskurses.
Abstract
Im Rahmen des Promotionsvorhabens soll metapragmatische Positionierung in sozialen Medien (Instagram, YouTube und Homepages) im deutsch-französischen Vergleich analysiert werden. Durch eine multimodale Analyse werden soziale Positionierungen untersucht, die sich sowohl an der sprachlichen Oberfläche als auch in der Gestaltung von (audio-)visuellen Daten zeigen, und unter Berücksichtigung körpersoziologischer Annahmen linguistisch gedeutet. Die metapragmatische Kategorie der sozialen Positionierung erweist sich als zentraler Gegenstand, wenn es darum geht, sich mit Sprache und Macht zu befassen, da sie eine wesentliche Grundlage für Kommunikation, Aushandlung und Verfestigung von grundlegenden Werten und hierarchischer Ordnung in der Gesellschaft ist. Sie ist zugleich ein Mittel der Strukturierung und Ordnung von Gesellschaft sowie der Konstitution sozialer Gruppen, zu denen sich die Diskursakteure zurechnen oder von denen sie sich abgrenzen können (vgl. Spitzmüller 2013: 282). Die linguistische Analyse sozialer Positionierung wird demnach als erkenntnisstiftend für die Offenlegung von Sachverhaltsperspektivierungen sowie kommunikativer Strategien angesehen.
Die erkenntnisleitende Frage des Promotionsprojekts lautet: Wie positionieren sich Akteure im deutsch-französischen Vergleich mittels Sprache bzw. multimodaler Kommunikation im Körperdiskurs und wie sind dabei lokale Praxen der Positionierung an interaktionsübergreifende, translokale Muster gekoppelt? An einem Ausschnitt eines multimodalen Körperdiskurses wird also gefragt: Wie positionieren sich Akteure in der öffentlichen Kommunikation von Fitness-Communities in sozialen Medien?
Das Modell der metapragmatischen Positionierung nach Spitzmüller 2013 dient als Ausgangsbasis der Untersuchung und wird der Zielsetzung der Arbeit entsprechend mit Ansätzen bzw. Konzepten aus der germanistischen und französischen Diskuslinguistik sowie anderen Disziplinen (hier der Agonalität im Paradigma der pragma-semiotischen Textarbeit, dem enunziativ-pragmatischen Diskursverständnis, der Körpersoziologie, Diskurssemiotik, Online-Diskursanalyse, kontrastiven Diskurslinguistik, Korpuslinguistik) kombiniert. Das Vorhaben lässt sich folglich in der kontrastiven Diskurslinguistik und an der Schnittstelle zur interdisziplinären Forschung verorten. Viele der genannten Teildisziplinen sind bereits für sich genommen Desiderata, stellen aber vor allem in ihrer Kombination ein Novum dar. Im dargestellten Promotionsvorhaben wird das Ziel verfolgt, diskurstheoretisch und -methodisch ein interlinguales Analysemodell zu multimodaler Positionierung in sozialen Medien zu erarbeiten, welches die Mikro- und Makroperspektive berücksichtigt sowie darüber hinaus die dazwischenliegende Mesoebene einbezieht. Dadurch sollen neue Erkenntnisse zum körpersoziologischen Untersuchungsgegenstand beigetragen werden.
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